Eröffnung: Do 05.12.2019 • 19 Uhr
Ausstellung: 5.12. – 21.12.2019 • Fr. 17 – 19 h, Sa. 13 – 15 Uhr
Das Panorama entstand aus Zufall. Als eine Art Erweiterung. Ich hatte entdeckt, dass neben meinem Schauplatz eine zweite Raumtiefe vorhanden war – ein Seitenschiff. (M. Draese)
Das Geheimnis des Erfolgs in der Kunst – ganz einfach: man muss nur das zeigen, was gezeigt werden muss. Man muss zeigen, was da ist.
Wie schwer, ja wie unmöglich das ist, weiss nur der Künstler. Von Pawel Florenskys mittelalterlicher invertierter Perspektive bis zu den Kubisten kämpfte die Kunst immer schon gegen die Opazität der Welt. Markus Draese hat das anders gelöst. Seine filigrane Technik erzeugt eine Art räumliche Tiefe im Bild, ohne den perspektivischen Effekt einzusetzen. Sein Blick späht hinter die Bäume, ja wandert, würde man fast sagen, um die Bäume und die Büsche herum. Es ist fast als ob die Lichtstrahlen aus seinem Auge Einsteinschen, krummen geodätischen Linien um die Gegenstände herum folgen würden. Von der Astronomie wissen wir, wie die Schwerkraft die Lichtstrahlen biegen kann. Es ist als ob Markus‘ Blick etwas ähnliches versuchen würde, aber ohne die Hilfe der Schwerkraft. Die Methode ist einfach: den Blick verlangsamen, das Licht entschleunigen. Dann kann es frei herumflattern seinen Weg besser aussuchen. Manchmal hat die Kunst diese Macht, das eiserne Gesetz der Relativitätstheorie aus der Physik zu umgehen. Unsere Geschosse mögen das rasende Licht nie einholen können, manchmal scheint aber die künstlerische Sensibilität die Fähigkeit zu besitzen, das Licht an die Ruhe der Welt zu gewöhnen.
In Markus Draeses Panorama sehe ich eine solche Sensibilität am Werk, und auch den Weg dahin. Dazu wird der Zuschauer eingeladen. (C. Kotanyi)
Markus Draese, 1965 in Essen geboren; lebt und arbeitet in Berlin.
https://www.markusdraese.de/
Abb.: o.T. (Plenterwald), Ausschnitt, 2018, 42 x 208 cm, Buntstift und Aquarell auf Papier