Eröffnung: 24.06.2016, 19 Uhr
Ausstellung: 25.06. – 03.07.2016, Di – Fr 15 – 19 Uhr, Sa 13 -17 Uhr
Finissage: So. 03.07. 16 – 20 Uhr
Entzauberte Wunschwelten
Anlässlich der Berlin Fashion Week zeigt der in Berlin lebende Künstler Burchard Vossmann in der ZWITSCHERMASCHINE Arbeiten zu Mode, Markt und Marken. Vossmann sammelt seit Jahren beständig eine große Vielfalt von Materialien, die er im großstädtischen Raum oder im Internet findet. Er ordnet, systematisiert und kategorisiert sie, um sie anschließend in verschiedenen Werkgruppen zu verarbeiten. Dabei nutzt er künstlerische Techniken und Methoden wie Reihen, Collagieren, Akkumulieren und serielles Montieren und schafft zumeist zweidimensionale, oft quadratische Material-Bilder. Durch den neuen Kontext der einzelnen Teile entstehen grafisch-bildnerische Kunstwerke, die aus der Ferne als ungegenständliche Strukturen, Material- und Farbcollagen und bei Betrachtung aus direkter Nahsicht als feinste Materialtexturen wirken. In der Ausstellung „Desire“ zeigt er Arbeiten aus der Werkgruppe mit Lifestyle-Magazinen. Dabei verarbeitete er hunderte von Modemagazinen zu großformatigen Collagen.
„Ein bisschen Gucci, ein bisschen Prada und liberté toujours… Vom etwaigen Zusammenbruch der Finanzwelt ist gerade viel die Rede. Über den Kapitalismus als Denk-, und Lebenssystem wird jetzt viel der Kopf geschüttelt. Und Burchard Vossmann führt uns den Markt vor, in seiner ganzen Größe und Herrlichkeit, in seiner ewigen Repetition. Aufgeklebt und überklebt sind bei ihm die Marken, die unser Leben füllen sowie die, von denen wir gerne hätten, dass sie es füllten. Der Wiedererkennungseffekt für jeden Einzelnen ist garantiert: Hier, mein Parfum!, Da, mein Auto!, Ach, und hier meine…!“ Vossmann hebt die Labels von ihrem Thron. Durch ihre konsequente Aneinanderreihung und Überlagerung können sie nicht strahlen und verführen wie im Hochglanzmagazin. Stattdessen treten sie hervor in ihrer Bedeutungslosigkeit, in ihrer Austauschbarkeit. Vossmann demonstriert die Absurdität dessen, was sonst zu strahlen gewohnt ist. Er führt die Ironie vor, die dem Begriffspaar Label und Individuum unweigerlich anhaftet.“ (Konstanze Seifert)
„Für seine Materialbilder und Collagen verwendet Burchard Vossmann oft, was andere wegwerfen – gebrauchte Fahrscheine, ausrangierte Banknoten, bunte Bonbonpapierchen, Briefmarken, Trinktütchen. Er zerlegt sie per Aktenschredder und bringt die Schnipsel in seine Bildkompositionen ein. So zu Bestandteil eines ästhetischen Formenarsenals geworden, beginnen die Bild- und Formpartikel in der künstlerischen Komposition miteinander zu interagieren, setzen flirrende Farbspiele in Gang. Aus der Ferne zeigt sich eine farblich abwechslungsreiche gegenstandlose Groß-Struktur, beim Herantreten erkennt der Betrachter die Vielzahl der einzelnen aus Magazinseiten geschnitten Streifen und darauf, mit einem auf Details gerichtetem Blick, zahlreiche Fragmente wohl bekannter Wortmarken und vertrauter Labels, die einst im Magazin um die Aufmerksamkeit des Verbrauchers gerungen haben. So steht seine Arbeit mit der Grund-Haltung des künstlerischen Wiederverwertens auch als konsumkritisches Werk der gesellschaftlichen Praxis des schnellen Verbrauchens gegenüber und entzaubert ein Stück weit das Verführungspotential der Markenwelt, stellvertretend für das allgemeine Konsumversprechen der postindustriellen Produktionsweise“ (Matthias Seidel).