Das Pfeifen im Walde. Zum Ritornell.

Klangkunst – Installationen – Vorträge – Objekte

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Volker Straebel
sich hinter derm Lied verstecken
Installation

07.07. – 16.07.

Eröffnung: Do 07.07. • 19Uhr
Öffnungszeiten: 08.07. – 16.07. • Mi – So 15 – 19 Uhr

DInstallation. Digital Audio unter Verwendung von Herbstlaub vom Walden Pond in Concord, MA; Jan Dibbets: Autumn Structures. Amsterdam: Art & Project, Bulletin 87, 1974; Laub.

Am Beginn des Ritornell Kapitels der 1000 Plateaus von Deleuze und Guattari beschreiben die Autoren, wie das Kind seine Furcht zu überwinden sucht, indem es vor sich hin singt, sich gleichsam hinter dem Lied versteckt. Pfeifen im Walde. Akustisch wird ein Territorium behauptet, das Sicherheit verspricht. Ähnlich das Kind, das im Gehen trockenes Laub aufwirbelt und so sich seiner selbst versichert.

Der Autor und Neu-England-Transzendentalist Henry David Thoreau verbachte Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Jahre in einer Hütte im Wald am Walden Pond in Concord, MA. In seinen Reflexionen über diese Zeit widmete er ein ganzes Kapitel seinen Klangerfahrungen. Heute findet der Wanderer die Klänge von Wald und Seeufer vom Geräusch der Flugzeuge und dem fröhlichen Lärmen der Touristengruppen überlagert. Einzig das Herbstlaub, nahe dem früheren Standort von Thoreaus Hütte gesammelt und im Studio zum Klingen gebracht, mag eine Verbindung schaffen.

 Die Tonaufzeichnung wurde unwesentlich bearbeitet, so das seine perspektivische Verschiebung entsteht, ähnlich den Foto-Collagen von Jan Dibbets aus den 1970er Jahren. 

Laub-Performance: Tim Feeney. Ton-Aufnahme: John Baffa, CalArts. Kompression: Boris Hegenbart.

Volker Straebel – Musikwissenschaftler, Komponist und Kurator, Dekan der Herb Alpert School of Music am CalArts. Seine akademische Arbeit, konzentriert auf experimentelle Musik und Klangkunst, und seine künstlerische Praxis und kuratorische Tätigkeit sind miteinander verwoben. Seine Kompositionen und Performances reichen von verstärkten Jackstraws bis zu unhörbaren Infraschallstücken.

http://www.straebel.com

Das Pfeifen im Walde.  Zum Ritornell.
Klangkunst – Installationen – Vorträge – Objekte

Im Kapitel über das Ritornell in Gilles Deleuze’ und Félix Guattaris Tausend Plateaus steht gleich zu Beginn: »Für komplizierte Arbeiten wie die Gründung einer Stadt oder die Herstellung eines Golem zieht man einen Kreis, oder besser, man geht wie beim Ringelreihen der Kinder im Kreis herum, man kombiniert rhythmisierte Konsonanten und Vokale, die sowohl den inneren Kräften der Schöpfung wie den unterschiedlichen Teilen eines Organismus entsprechen. Ein Fehler in der Geschwindigkeit, im Rhythmus oder in der Harmonie wäre eine Katastrophe, denn er würde Schöpfer und die Schöpfung zerstören, indem er die Kräfte des Chaos wieder eindringen ließe.«

Es geht darum, ein Vokabular zu entwickeln, das es möglich macht, die komplizierten Dynamiken von Erneuerung und Stabilisierung in der Kunst, aber auch in der Gesellschaft zu fassen.

„Wie kommt das Neue in die Welt und wie – das ist vielleicht noch komplizierter – richten wir uns in einer modernen Welt ein, die stärker von Krisen und Umwälzungen geprägt ist als von Traditionen und sich wiederholenden Zyklen. Der wiederkehrende Refrain, das Ritornell, der Ringelreihen, sind Formen, die so viel Sicherheit geben, dass man dazwischen probieren kann, das Neue zu wagen.“ (Karin Harrasser).

Frieder Butzmann, Hans Peter Kuhn, Martyna Poznanska, Volker Straebel und Evgenija Wassilew werden in einem Zyklus von Klanginstallationen und Performances mit diesen Formen spielen, experimentieren und sie auf ihre Tauglichkeit als Resilienz-Verstärker erproben.

Begleitend dazu wird in einer Reihe von Vorträgen der schmale Grat zwischen Chaos und Ringelreihen ausgemessen.

Das Pfeifen im Walde ist eine paradoxe Intervention – ebenso sehr Erscheinung der Verzagtheit als Ausdruck der Zuversicht.

Kuratiert von Stephan Kruhl & Margita Weiler

Volker Straebel am Walden Pond, Concord, Massachusetts, wo Henry David Thoreau zeitweilig in der Waldeinsamkeit lebte. Tonaufnahme von Laub vom Walden Pond von Tim Feneey. Foto: Tim Feeney und Volker Straebel, 2022

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Martyna Poznańska: Invisible Intimacy
23.09.-02.10.2022

Martyna Poznańska –  interdisziplinäre Künstlerin, die mit verschiedenen Medien quer durch die Genres arbeitet. Dazu gehört die Praxis des aktiven Zuhörens und der Feldaufnahmen in Verbindung mit der Arbeit mit verschiedenen visuellen Werkzeugen – Video, Installation, dem eigenen Körper, Zeichnung, sowie Hörworkshops und Soundwalks.

http://www.martynapoznanska.com

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Hans Peter Kuhn: 29 leere Räume
07.10.-16.10.2022

Hans Peter Kuhn – Komponist und Künstler. Seine Licht- und Klanginstallationen werden von vielen Museen und Galerien gezeigt oder an öffentlichen Plätzen ausgestellt. Internationales Aufsehen erregte er mit Lichtinstallationen im öffentlichen Raum. 1993 in Venedig erhielt er mit Robert Wilson den Goldenen Löwen Biennale Venedig für die Installation Memory Loss. 2012-20 Gastprofessor für Klangkunst, UdK Berlin.

https://hanspeterkuhn.com

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Evgenija Wassilew: Flanger in my Mind
21.10.-30.10.2022

Die Arbeit von Evgenija Wassilew thematisiert die Fragilität von Kommunikation und die Ungewissheit von Wissen. Sie kombiniert Skulptur, Performance, experimentelle Aufnahmen sowie text- und klangbasierte Notationen und erforscht die Körperlichkeit und psychologische Wirkung von Stimme, Sprache und Musik.

http://www.evgenija-wassilew.com

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